Nachhaltig reisen – die Welt umweltbewusst entdecken!

Reisen und Nachhaltigkeit mögen auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenpassen, schadet doch schon allein die Anreise dem Klima. Aber schon mit ein paar einfachen Tricks kannst du deinen Urlaub umweltfreundlicher gestalten. Wir verraten dir, was zum Thema “Nachhaltig reisen” wichtig ist – von der Planung bis zum Verhalten vor Ort.

„Reisen verändert dich. Wenn du dich durch dieses Leben und diese Welt bewegst, veränderst du Dinge und hinterlässt Spuren — mögen diese auch noch so klein sein. Im Gegenzug hinterlassen Reisen Spuren an dir.”

Anthony Bourdain

1. Plane deine Reise nachhaltig

  •  Egal welche Urlaubsform du anstrebst, ob Entspannung, Kultur oder Action – hinterfrage stets, wie weit du tatsächlich dafür reisen musst. Oftmals erfüllen nahe Reiseziele in Deutschland oder im europäischen Nachbarland, diese Wünsche genauso gut, wie Fernziele. So laden auch unsere heimischen Seen zum Baden oder die Berge zum Wandern ein.
  • Wähle eine vernünftige Relation zwischen Dauer deiner Reise und Entfernung zum Urlaubsland. Eine Woche mit dem Mietwagen durch Südafrika ist weder erholend, noch steht sie im Verhältnis zur klimaschädlichen Flugreise dorthin. Faustregel: ab 700 km Entfernung sollte man mindestens 8 Tage vor Ort sein, ab 2.000 km mindestens 15 Tage.

“Mikroabenteuer” in deiner Nähe

Bei „Micro-Adventures“ geht es darum, das Abenteuer nicht an exotischen Orten zu suchen, sondern ganz in der Nähe. So kannst du beispielsweise eine Führung in der eigenen Stadt wahrnehmen, im Nachbarort campen statt im Ausland, in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Endstation fahren, dort die Gegend erkunden – und dann zu Fuß nach Hause wandern.

Ideen gibt es viele, als Erfinder gilt der Brite Alastair Humphreys (www.alastairhumphreys.com).

2. Finde passende Urlaubsziele

Einige Destinationen haben sich das Thema Nachhaltigkeit zur Hauptaufgabe gemacht – mit den verschiedensten Ansätzen.

  • Die Nordseeinsel Juist beispielsweise will bis 2030 CO2-neutral sein und bittet dabei auch Urlauber um Mithilfe.
  • In Werfenweng bei Salzburg verfolgt man mit sanfter Mobilität ein ähnliches Ziel.
  • Amsterdam und Kopenhagen setzen auf den Ausbau der Fahrradwege und wollen so den Autoverkehr reduzieren.
  • Costa Rica gilt schon seit längerem als eines der Vorzeigeländer, wenn es um Nachhaltigkeit im Tourismus geht.

Wenn du mehr Inspiration benötigst, schaue dir das Ranking der Nonprofitorganisation Ethic Traveler (www.ethicaltraveler.org) an. Sie bewerten einmal im Jahr Destinationen nach den Umweltstandards, dem sozialen Wohl und der Einhaltung der Menschenrechte vor Ort.

Die Rangliste für 2020:

  1. Armenia
  2. Kapverden
  3. Costa Rica
  4. Dominika
  5. Jamaika
  6. Mongolei
  7. Palau
  8. Gambia
  9. Trinidad und Tobago
  10. Uruguay

3. Buche nachhaltige Unterkünfte

Bei der Auswahl einer nachhaltigen Unterkunft spielen gleich zwei Faktoren eine Rolle: Zum einen gilt es die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten und zum anderen die lokale Wirtschaft zu unterstützen.

Folgende Webseiten ermöglichen es dir, schnell eine umweltfreundliche Unterkunft zu finden:

Entscheidest du dich lieber spontan vor Ort, solltest du darauf achten, dass

  • die Unterkunft von Ortsansässigen geführt wird,
  • die einheimische Bevölkerung beispielsweise in Form von Arbeitsplätzen von deinen Übernachtungen profitiert und
  • All-Inclusive Angebote für das Gastland negative Auswirkungen haben kann (die lokale Bevölkerung wird dann nämlich zu einem erheblichen Teil von den Einnahmen aus dem Tourismus abgeschnitten).
Responsible Travel

Intercity-Express (ICE), Deutschland | Foto: © pixabay/2182694

4. Siegel checken

Die Reisebranche kann sich noch immer kaum auf Siegel einigen, an denen man erkennen kann, wann nachhaltiges Reisen vorliegt. Es gibt Dutzende von Siegeln für bessere Reisen, doch nur wenige sind sinnvoll. Dennoch drei wichtige Beispiele:

  • TourCert: Die Zertifizierung berücksichtigt ganzheitlich ökologische und soziale Kriterien von Reiseveranstaltern, Reisebüros und Unterkünften (www.tourcert.org).
  • Viabono: Fördert auf Initiative des Bundesumweltministeriums nachhaltigen Tourismus, ist etwa bei Unterkünften, Campingplätzen, Kanuanbietern oder Naturparks zu finden (www.viabono.de).
  • Blaue Flagge: Zeichnet in 40 Ländern nachhaltige betriebene Gewässer aus, etwa Sportboothäfen und Badestrände an Binnengewässern (www.blaue-flagge.de).

Guter Ausgangspunkt: Siegelseiten ansteuern und dort die Listen der Teilnehmer als Grundlage für das Planen von Reisen verwenden. Vergiss aber eines dabei nicht: Viele kleine nachhaltige Unterkünfte haben nicht immer das Geld für eine solche Zertifizierung. Schaue also bei deiner Recherche genau hin.

5. Richtig (und leicht) packen

Egal ob mit dem Reisebus oder mit dem Flugzeug, desto mehr Gepäck du mitnimmst, desto größer wird dein ökologischer Fußabdruck, denn das Gewicht schlägt sich auf den CO₂-Ausstoß nieder. Solltest du vor Ort eine Rundreise planen, potenziert sich der Ausstoß pro Fahrt entsprechend. Packe also so minimalistisch wie möglich oder zumindest nur das ein, was du wirklich auf deiner Reise brauchst.

Ein weiterer Vorteil: Du musst weniger Wäsche schleppen – und anschließend auch weniger waschen.

6. Reise möglichst klimafreundlich an

Flugreisen sind die klimaschädlichste Form der Fortbewegung. Der Ausstoß von Treibhausgasen ist enorm und schon eine einzige Flugreise kann mehr CO2 produzieren als du sonst im ganzen Jahr hinterlässt. Überlege dir daher, ob sich das angepeilte Ziel nicht auch per Bahn oder Reisebus erreichen lässt – im Vergleich die nachhaltigeren Verkehrsmittel. Sollte es sich nicht vermeiden lassen zu fliegen, ist es möglich den eigenen CO₂-Ausstoß über Organisationen wie Atmosfair zu kompensieren (www.atmosfair.de). Pro Flug wird ein entfernungsabhängiger Preisaufschlag erhoben, der in Klimaschutzprojekte fließt. Generell ist es unter Umweltgesichtspunkten sinnvoll, die Anzahl deiner Flüge zu reduzieren: Statt drei mal eine Woche Kurzurlaub mit Flügen zu machen, bedeutet nachhaltiges Reisen, nur einmal drei Wochen in den Urlaub zu fliegen. Das reduziert die Belastung des persönlichen Klimagas-Fußabdrucks auf ein Drittel.

Für Reisen in die nähere Umgebung ist das Auto oft das preiswerteste Verkehrsmittel, aber leider nicht das umweltfreundlichste. Daher solltest du für Urlaubsfahrten mit dem Auto auch Fahrgemeinschaften in Erwägung ziehen oder Carsharing-Angebote wie Flinkster z.B. für den Nahurlaub nutzen (www.flinkster.de).

Der Ausstoß von Treibhausgasen nach Verkehrsmitteln (pro Person/ Kilometer)

  • Fernlinienbus: 29 g
  • Eisenbahn, Fernverkehr: 32 g
  • Eisenbahn, Nahverkehr: 57 g
  • Straßen-, Stadt- und U-Bahn: 58 g
  • Linienbus: 80 g
  • PKW: 147 g
  • Flugzeug (Inland): 230 g

Quelle: Umweltbundesamt, Bezugsjahr 2018 (www.umweltbundesamt.de)

Responsible Travel

Foto: © pixabay/geralt

7. Nachhaltige Fortbewegung vor Ort

Was für die Anreise gilt, ist auch im Urlaubsland zu bedenken. Statt mit einem Mietwagen, kannst du dein Reiseland auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden – und lernst nebenbei Land und Leute viel besser kennen. Wenn sich das Netzwerk aus Bussen und Bahnen vor Ort nicht zum Reisen eignet, besteht vielleicht über die Unterkunft die Möglichkeit sich mit anderen Touristen, die eine ähnliche Route planen, zusammenzuschließen und dann nur einen Mietwagen zu buchen, anstatt zwei. Falls möglich, sind ausgedehnte Fahrradtouren oder Wanderungen natürlich die nachhaltigste Form das Urlaubsland zu entdecken.

Sanft-mobil auf neuen Wegen

Versuche auch, im Urlaub so oft wie möglich auf das Auto zu verzichten. Auf den Inseln im Norden Deutschlands und auch in vielen Städten lassen sich problemlos Fahrräder leihen. Auf Anfrage organisieren Ferienhausbesitzer oftmals Räder, aber auch viele Hotels verfügen inzwischen über eine kleine Rad-Flotte.

Auch in den Alpen haben sich einige auf umweltfreundliche Mobilitätskonzepte spezialisiert, etwa die 25 Orte der “Alpine Pearls” mit Orten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich und Slowenien (www.alpine-pearls.com).

8. Rücksichtsvoll vor Ort leben

Im Urlaubsland sollten ähnliche Regeln wie zu Hause gelten, besonders beim Thema Energiesparen. Denn auch wenn der Hotelpreis fix ist oder der Ferienhaus-Vermieter nur eine Nebenkosten-Pauschale verlangt, ist das keine Entschuldigung übermäßig lange zu duschen oder das Licht unnötig brennen zu lassen. Zudem solltest du deine Handtücher (und die Bettwäsche sowieso) mehrere Tage hintereinander verwenden, damit sie nicht so oft gewaschen werden müssen.

Klimaanlagen im Hotelzimmer (und nicht nur dort) sind wahre Stromfresser und sollten idealerweise gar nicht benutzt werden oder nur in kurzen Intervallen. Es ist viel besser, wenn du die Klimaanlage beim Verlassen des Zimmers abschaltest und die Raumtemperatur nicht auf zu niedrige oder zu hohe Werte regulierst.

9. Unterstütze die lokale Wirtschaft

Entdecke während deiner Urlaubsreise mehr als das, was im Reiseführer steht. Versuche vielmehr die lokale Wirtschaft zu unterstützen, und fremde Kulturen hautnah zu erleben. Das kannst du z.B. auf folgende Weise tun:

  • Kaufe deine Souvenirs auf Straßenmärkten oder in kleinen Läden. Bezahle dabei einen fairen Preis – denn Handarbeit ist wertvoll!
  • Iss in einheimischen Restaurants anstatt in bekannten Ketten. So lernst du viel besser landestypische Gerichte und die Gastfreundschaft der Einheimischen kennen.
  • Bei der Auswahl deiner Freizeitaktivitäten solltest du die natürlichen Gegebenheiten des Urlaubslandes beachten: Golfen in wasserarmen Regionen oder der Besuch einer Show mit exotischen Tieren, deren Lebensraum ein ganz anderer ist, wären beispielweise überdenkenswert.
  • Zudem solltest du eher einen lokalen Touranbieter engagieren. Die Guides kennen sich nicht nur besser aus, sondern werden auch direkt finanziell an der Buchung beteiligt.

10. Nachhaltige Begegnungen vor Ort

Die Begegnungen mit anderen Kulturen gehört zu den meistgenannten Gründen für das Reisen und auch das lässt sich nachhaltig umsetzen. Eine gute Vorbereitung erleichtert dir den Zugang zu Land und Leuten und verhindert Fettnäpfchen. Informiere dich daher vor deiner Reise über die landesüblichen Gepflogenheiten wie z.B. Gesten zur Begrüßung, Verabschiedung und Bedankung sowie über kulturelle Hintergründe und Besonderheiten. Begegne den Menschen des Gastlandes stets auf Augenhöhe und sei offen und neugierig.

Darüber hinaus solltest du vor Ort eine gewisse Sensibilität für die Lebenswelt der Menschen haben und immer wieder dein eigenes Verhalten reflektieren:

  • Trage ich angemessene Kleidung?
  • Begegne ich den Einheimischen mit Respekt?
  • Verhalte ich mich an Sehenswürdigkeiten korrekt?

Feinfühligkeit ist auch beim Thema Fotografie gefragt. Es ist verständlich, dass Fotos eine tolle Erinnerung an diese so andere Kultur sind, aber dennoch solltest du die Einheimischen vorab um Erlaubnis bitten (und ein mögliches “Nein” akzeptieren).

Viele weitere praktische Tipps und Inspirationen für faire Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen findest du u.a. auf der Seite von fairunterwegs (www.fairunterwegs.org).

11. Teile deine nachhaltige Begeisterung

Auch nach deinem Urlaub kannst du möglicherweise noch etwas Gutes tun:

  • Hat dir ein Projekt vor Ort besonders gut gefallen, oder sind dir die Lebensumstände der Menschen nicht mehr aus dem Kopf gegangen? Dann solltest du dich informieren, wie du eventuell aus der Ferne helfen bzw. bereits etablierte Programme vor Ort unterstützen kannst.
  • Erzähle deine Freunden und Verwandte von den nachhaltigen Unterkünften und Projekten, die du besucht hast, oder teile deine Reiseerfahrung in den sozialen Medien, damit möglichste viele Menschen deinem Beispiel folgen können.
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